Neo-Bank reloaded: Yuh mit Licht und Schatten
- Finanz-Uhu
- 13. Mai 2021
- 4 Min. Lesezeit
Bei Yuh spannen Swissquote und die PostFinance zusammen. Das Ergebnis ist visuell sehr schön, inhaltlich aber ausbaufähig
In der Vergangenheit haben sich Schweizer Banken nicht gerade durch Innovationsfreude in puncto digitales Banking hervorgetan, von wenigen löblichen Ausnahmen mal abgesehen. Revolut, ein britischer Player musste in der Vergangenheit dem "Bankenland Schweiz" zeigen, wie digitales Banking funktioniert - die Nutzerzahlen gaben und geben Revolut Recht, inzwischen vertrauen über 250'000 Schweizer Kunden dem FinTech.
Nun tritt mit Yuh endlich eine heimische Bank an, um die klaren Vorteile einer Smartphone-Bank vor allem an jüngere Nutzer zu vermitteln. Denn das Look-and-Feel von Yuh ist eindeutig auf Millenials ausgerichtet. Abgesehen von der Optik: was kann Yuh besser? Ist es der TWINT und Revolut-Killer oder nicht?
1. Das Onboarding
Hier haben die Macher eindeutig Ihre Hausaufgaben gemacht: das Onboarding ist sehr gut gelöst und geht schnell und einfach auf dem Handy. Man unterschreibt den Antrag per Fingerwisch und ist in 4 Minuten Kunde.

Als bestehender Kunde der Postfinance oder Swissquote kann man sich über sein vorhandenes Login registrieren. Dadurch entfällt die Verifizierung via Kamera und ID, hier haben die Entwickler sehr gute Arbeit geleistet. Die Navigation ist über die horizontale Leiste am unteren Bildand möglich, dadurch sind alle Funktionen jederzeit gut und intuitiv bedienbar.
Spannend wird es dann mit Hinblick auf die Funktionen, Revolut hat die Messlatte doch sehr hoch gelegt, so dass ich sehr gespannt war.
2. Zahlen mit Komfort
Im Menüpunkt Zahlen sieht man sofort eine Darstellung mit mehreren Währungen, so sind die Unterkonten in Schweizer Franken, Euro und Dollar auf den ersten Blick ersichtlich. Will ich nun Geld überweisen kann ich Einzahlungs-scheine scannen, Freunden direkt Geld analog TWINT schicken, sowie flugs nationale und internationale Zahlungen veranlassen. Diese häufig gebrauchten Funktionen sind sehr schön gelöst.
Mit einem Fingerzeig kann ich dann auf die Debit-Kreditkarte wechseln, diese steckt aber noch in der Post - ich schreibe das Karten-Update nach Erhalt.
Was ich zum jetzigen Zeitpunkt vermisse ist die Integration von Apple Pay bzw. Google Pay - gingen die praktischen Handy-Bezahllösungen glatt vergessen?
Ein Bargeldbezug in der Schweiz pro Woche ist kostenfrei, jede weitere Abhebung kostet CHF 1.90 und Abhebungen im Ausland werden mit CHF 4.90 belastet.
Das Wechseln der Währung läuft im Gegenzug komfortabel, man kann seine Franken in Euro oder andere Währungen wechseln, Yuh bietet 12 Währungen ab Beginn an, das sind wesentlich weniger als bei Revolut. Schön wiederum ist das Feature des Zielkurses:

Will ich meine Franken nicht sofort tauschen, sondern bspw. die nächste EU-Schuldenkrise abwarten und dann erst günstig Euronen shoppen, kann man einen Zielkurs vorab definieren. Sobald dieser erreicht wird, wird automatisch gewechselt - ein sehr schlaues Goodie. Der angezeigte Wechselkurs ist inkl. der Gebühren von 0.95%.
Im Unterschied zu Revolut kann man nicht direkt in Kryptowährungen tauschen. Das ist interessant da sich viele Kryptowährungen explizit auch als zukünftiges Zahlungsmittel und nicht nur als Investment verstehen - hier wäre aus meiner Sicht mehr Progressivität der Produktentwickler wünschenswert gewesen.
3. Sparen - mit 0% Zins?
Bei der Funktion Sparen kann man diverse Projekte anlegen und Geld auf die Seite zu tun. Voreingestellt sind die Klassiker wie "Auto", "Steuern" oder "Reise" und man kann so Geld in diese Töpfe einzahlen, so wie es bereits von "Zak", dem Handy-Konto der Bank Cler bekannt ist. Der Haken dabei: eine Verzinsung erfolgt nicht und so bleibt nur der verhaltensökonomische Effekt - die psychologische Hemmschwelle ist einfach höher, das eingezahlte Geld abzuziehen, wenn es dann doch ein überteuertes Leasing statt der Rücklage für die Weiterbildung werden soll.
4. Investieren
Kommen wir zu einer Kernfunktion, eine lässige Kombination aus Zahlen und Investieren ist ein klassischer Mehrwert der Neo-Banken. Der erklärte Anspruch von Yuh ist, vor allem das Investieren für jüngere Menschen einfacher zu machen - das ist in der Tat gut gelungen. Yuh bietet eine Auswahl an verschiedenen Anlageklassen, die da derzeit wären:
- 111 Aktien
- 13 Kryptowährungen
- 10 Trendthemen (werden über Zertifikate abgebildet).
- 5 ETF (echt jetzt?)
- 2 Anlagethemen (genaue Infos noch nicht abrufbar)
Ja, richtig gelesen. Es sind momentan tatsächlich nur ganze fünf ETF verfügbar, wo der schlaue Uhu natürlich schon fragen muss, ob dies Absicht oder die beta-Version ist(?) Die grossen Vorteile von ETFs, gerade für Investment-Einsteiger sind in der ernstzunehmenden Finanzliteratur klar Konsens (siehe z.B. hier) und es bleibt natürlich die Frage, warum die Einzelaktien im Verhältnis so stark überwiegen.

Die Absicht dahinter ist ganz gut erkenntbar: analog dem Erfolg der Trading-App Robin Hood in den USA soll der Trend mobiles Handeln abgebildet werden und, welch Zufall, Swissquote ist im Trading stark unterwegs und verdient gut an den Gebühren.
Apropos Gebühren: Yuh belastet keine Grundgebühren. Die Kosten beim Aktienhandel sind mit 0.5% Prozent sehr fair. Bei Krypto-währungen betragen die Gebühren 1.0 %, was im Vergleich mit der Basisversion von Europas Krypto-Primus Bitpanda etwas günstiger ist.
Die Anzahl der handelbaren Kryptowährungen wiederum ist, analog den ETFs, ausbaufähig. Wer mehr Auswahl möchte ist bei Bitpanda oder einer der grossen Börsen wie Binance oder CoinBase besser aufgehoben.
Eine nette Idee ist die parallele Einführung des Swissqoin, quasi eines Haus-Tokens für Yuh. Die Macher wollen 10% der Erträge in den Coin reinvestieren, so dass dessen Wert mit dem anvisierten geschäftlichen Erfolg parallel steigen sollte. Wenn man initial 500 CHF einzahlt erhält man Swissqoins obendrauf. (Und, der Vollständigkeit halber sei erwähnt dass auch Bitpanda mit dem BEST eine Haus-Kryptowährung besitzt - neu ist die Idee also nicht).
Schade ist, dass bei Yuh nicht gleich eine Vorsorge-Lösung mit integriert wurde. Idealerweise wäre die Säule 3a gleich mit an Bord, so hätte man dann tatsächlich eine App für das Zahlen, das Investieren und die langfristige Vorsorge. Möglicherweise legen die Macher von Yuh ja hier nach, Mitbesitzerin Postfinance bieten ja bereits Vorsorgefonds der Säule 3a an.
Fazit: Yuh ist grafisch sehr schön anzuschauen und die Benutzerführung ist intuitiv und logisch konzipiert. Die Integration von Investments mit niedrigen Handelsgebühren bei kleineren Beträgen ist sehr gut gelungen, sollte aber inhaltlich ausgebaut werden - mehr ETFs und eine breitere Auswahl von Aktien wären sehr wünschenswert.
Bleibt sehr zu hoffen dass die Entwickler am Puls der Nutzer bleiben und die gelungene App weiterentwicklen. Kristallkugel-Blick: Dann hätte Yuh tatsächlich das Zeug, die Schweizer Neo-Bank Nummer eins zu werden.
Du möchtest Yuh kostenfrei ausprobieren? Dann nutze den Code iebxe2 um Dir direkt den neuen Swissqoin zu sichern! Download der App:
Viel Spass beim Ausprobieren, wünscht Dein Finanz-Uhu
Wow... cool, Merci vielmal für Deine Arbeit. Ich werd Yuh mal ausprobieren. Lg, Isa